Über die Tränen des Teufels
Ich träumte schon oft von Landschaften. Ich spazierte durch sie. Zuweilen segelte ich auch über ihnen. Dann sprang ich etwa hoch und flog und betrachtete alles von oben, so wie die Wildgänse, die im Herbst und Winter fast täglich übers Dörfchen fliegen. Manchmal saß ich dabei auch einfach wie in einer Art Schaukel, deren Taue irgendwo hoch oben befestigt schienen. Dann war ich auch viel höher als eine Gans und eine Stadt, so groß mein Daumen.
Einmal konnte ich auch sehr weit oben die Erde und Planeten sehen, wog sie in meiner Hand, wie ein Astronaut. Abgehoben bin ich so gesehen bestimmt und gleichsam ganz geerdet und gemütlich eingekuschelt in meinem Bettchen. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich gar nicht so viel verreisen möchte. Ich finde es einfach so schön Zuhause, in meinem Garten.
So sah ich auch schon Gebirge mit ihren Wipfeln und riesigen Wasserfällen dazwischen, Wolkenwelten und Planeten, ebenso wie tiefe, dunkle Schluchten oder einmal ein Meer mit starken Wellen, die an Klippen zersprangen in einem Feuerspektakel aus lauter kleinen Fünkchen.
Manchmal war's wuselig, wie eine Großstadt, manchmal vollkommen still und leer, wie eine Wüste.
Wenn ich nach solchen Träumen aufwache und noch ein Weilchen ruhig daliege, bevor ich aufstehe, schaue ich manchmal meine Hand an, die Arme mit den Äderchen und Venen, die in einem milden Lila durch die Haut leuchten. Dann freue ich mich, weil sie mir, so wie die Träume, bedeuten, dass es im Innern eine Welt gibt, meine ganz eigene, mit Flüssen und Bäumen und Blumen, mit Bergen und Tälern und Tieren, mit Sonnen und Planeten.
Ich muss nicht in diese Welt hineingehen. Ich glaube, das geht auch gar nicht. Niemand muss in seine eigene Welt hineingehen. Weil sie ja in einem ist. Man würde ja zum Beispiel auch nicht zu jemandem sagen, er soll in sein Zimmer gehen, wenn er sich bereits darin befindet. Doch man kann seinen eigenen Weg gehen, seinen ganz eigenen. Und das heißt, ich wende mich mir hin, ihr, meiner eigenen Welt, und damit erwacht sie und ich erwache in meiner Welt, die hier ist und sich stets wandelt, mit allem, was dazugehört; mit Dingen, die ich noch nie erlebt und erforscht habe, noch niemand. Nur man selbst kann's. Und jeden Tag gibt’s eine Kleinigkeit und auch Großartiges zu entdecken.
Es ist eine große Herausforderung und eine große Freude, dieses Erwachen und Erwachsen.
Ich kann ihm auch lauschen, in der Stille, ein Rauschen und Knistern. Das ist das Blut, ja, gleichsam vielmehr noch, ein milder Fluss, zurückkehrend zur Quelle und schwellend aus ihr, all das, in mir.
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Im Sinne von „das Fließende“ entstammt das Wörtchen „Blut“ den indogermanischen Wortwurzeln „blhe-“, was etwa „quellen“ bedeutet, und „bhel-“, das heißt: „Knospen, blühen, schwellen“. Es beinhaltet, also das Innere, den Anfang, die Tiefe, eben die Quelle, und gleichsam den Fluss, der über die Schwelle aus ihr sprudelt, sozusagen bis in jene Knospe, die schließlich zur Blüte aufplatzt. Und in ihr klingt es ja auch wortwörtlich, die Blüte, das Blut, der Urstoff des Menschen.
Die Analogien zum Pflanzlichen im Begriff des „Blutes“ weisen hierbei auch auf die Baum- und Pflanzenwelt. Denn die Blätter eines Baumes sind wörtlich in diesem Feld sichtbar, heißt „Blut“ im Englischen ja „blood“, ausgesprochen klingend, wie das deutsche „Blatt“.
Und so, wie ich, wenn es still ist, dem tiefen Rauschen des schwellenden Flusses in mir lauschen kann, das jenem des Windes in den Zweigen eines Baums durchaus ähnelt, so ermöglicht mir eine weitere Selbst-Einsicht die innere Ansicht des Modells vom Blutkreislauf durch die sich seit dem 2. Jahrhundert nach Christus entwickelte Anatomie.
Das Altgriechische „ana-“ weist hierbei aus der Sicht klassischer Etymologie auf die Präpostion „auf“ und „-tome“ ist „der Schnitt“. So wird heute im Allgemeinen die Anatomie als Teilgebiet der Morphologie verstanden, wo's um den „Aufschnitt“ und die „Zergliederung“ menschlicher und tierischer Körper geht.
Spielerisch und ganz anders lässt sich Anatomie auch so begreifen, nämlich als „An-“, ein sumerisches Wort für „Himmel“ und „oben“, und „-atomos“, ein altgriechisches Wort für das „Unteilbare“.
So stiften mir diese beiden Perspektiven auf den Begriff „Anatomie“ die Erkenntnis des Prinzips des Einens in jenem der Trennung, und damit die Selbst-Erkenntnis der Vereinigung der Gegensätze in mir, das Einen, des Einen, meine Göttlichkeit, als Menschenwesen.
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So zeigt's sich auch im individuellen Seelenstern, dem 5-Stern. Es ist übrigens derselbe Stern, der sichtbar wird, wenn man das im Massenbewusstsein aktuell viel diskutierte sogenannte Gendersternchen einmal vergrößert betrachtet.
So wirkt der Stern, wie ein sichtbar machen von dem, was im Atomkern selbst steckt, nämlich ein individuelles Urbild eines jeden göttlichen Menschen, jeder göttlichen Frau, jedes göttlichen Mann, jedes göttlichen Kind, das ureigene Atom des Anfangs, im Pentagramm und seinem goldenen Schnitt. Allen, die sich damit auf ihre eigene Weise und ihren eigenen Geburtszahlen identifizieren, kann es ein Ausdruck ewiger Schönheit ist, von der auch so wie sie mit diesem einen Sätzchen in der Genesis 1,27 deutlich ausstrahlt: „Gott schuf also den Menschen, als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn.“
Der inverse Bau ist hier wesentlich mehr, als bloß eine grammatische Umstellung.
Im ersten Satz ist es Gott, der den Menschen schuf, als sein Abbild. Das Prinzip Gott und Mensch ist hier getrennt, ein Schöpfer und ein Geschöpf. Im zweiten Satz ist die Information als Abbild von Gott vom Menschen selbst verinnerlicht, als sein eigenes Urbild.
So öffnet es mir, als göttlicher Mensch, eine ganz neue Erkenntnis meiner Selbst, und die Einsicht in die Grundfesten eines Neuwerk meiner Selbst-Schöpfung, einer Mit-Schöpfung. Das heißt: Durch mich selbst und mit mir und in mir, als erwachsenes ICH, entsteht eine neue Welt.
Und so heißt es abschließend ja auch in aller Offenheit: „...schuf er ihn“. Gott und Mensch durchdringen sich in dieser Aussage inniglich, sprich, so wie Gott, er, den Menschen, also ihn, schuf, schuf der Mensch, er, gleichsam ihn, Gott.
Dieser 27. Vers der Genesis offenbart somit am Ende eines langen Entwicklungszyklus einer Bewusstseinsbildungsphase das Geschenk des Anfangs, als Zeugnis des Aktes der Zeugung selbst.
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Ich selbst bin Ende und Anfang, schließe ab und auf, vollende und beginne im Urgrund, in der Urheberschaft des göttlichen Menschen, den ich durch mich gebären lasse und gewähren, als meine Wahrheit.
Das A, wie Anfänger, wie Alpha, wie Atom, wie der Atem, das A, wie Atma, jener Inbegriff der Seele, als meine unkaputtbare innere Gestalt, die Neu-Organ-isation bewirkt.
Das A, als erster Buchstabe, ein Zeichen, wie eine stabile Brücke, wie ein kleines Zelt, so wie es im 5-Stern, sichtbar ist.
Bindet das A im Pentagramm in folgender Betrachtungsweise alle Zahlen ein, außer der 6, ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass Körperbewusstsein sich jetzt völlig neu gestaltet, und zwar nicht mehr, als einziges und maßgebliches Identifikationsfeld, sondern als sich selbst erneuernder Ort der Empfängnis einer völlig neuen Lebensart inspiriert durch Informationen meiner Geist-Seelischen-Führungsmacht, in dem sich jetzt auch die ganze Erfahrung und Entwicklung des Christusbewusstseins entfaltet.
Denn mit dem Buchstaben A, als erstem Buchstaben, der Buchstabe X, der 24, mit seinem Mittelpunkt in der 6, als Körperwelt und Liebesmacht, die die Gegensätze eint. So ist das Pentagramm auch Ausdruck für das Fest der eigenen Neugeburt, jetzt und hier, die innige Geburt aller Christuskinder, die sich mit der 1, dem A, ankündigt und im X, der 24, im Körperlichen erkennen, so ist es der Advent, wie ein eigener Kalender, der die Neugeburt des göttlichen Menschen wirklich macht.
Der Stern ist das göttliche Licht, das wie eine helle Leuchte, im Menschen strahlt. Und wenn ein Mensch nicht weiter weiß, brauch er sich bloß nach innen wenden. Denn das Licht ist wie ein Leuchtturm. Und in keiner und keinem strahlt die Leuchte mehr oder weniger. Man kann sich bloß mehr oder weniger ihm widmen.
So kann ein Mensch auch nie alleine sein, weil das Licht ja das Innergöttliche ist. Und darum ist der Mensch immer mit Gott, Hand in Hand. Das ist nicht bloß eins und doppelt, sondern ein und alles:
Ich bin mein ein und alles. Ich bin mein ganzes Herz.
So wurzle ich in meinem ureigenen Seelenstern, der am Anbeginn einer neuen Zeit hochaktiv mit dem kosmischen Wandlungsgeschehen wirkt auf dieser schönen Erde, in Fleisch und Blut, nicht mehr haftend daran, sondern strahlend, als Feld inniger Gemeinschaft, ein quicklebendiges Licht.
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Zeichne ich in meinem Verständnis von Anatomie einmal den Blutkreislauf im Aufschnitt des menschlichen Körpers, erinnert es mich entsprechend auch an die Kartografie eines dichten Flussnetzes. Auch einen wachsenden Baum kann ich erkennen, ausgerichtet an der Vertikalen, mit Wurzeln und Zweiglein, und das Herz im Zentrum, eine Art leuchtende Krone des Stamms, so wie bei der Zwergpalme.
Betrachte ich weiter die beiden Lungenflügel, zu beiden Seiten meines Herzens, wirkt es, wie das Urbild eines Engels mit weiten Schwingen. Er wacht am Herzquell, weilend am Baum des Lebens und am Baum der Erkenntnis, so wie sie sich in den beiden Blutkreisläufen ausdrücken. Hier empfinde ich einen wesentlichen Ursprung, die ganz persönliche Genesis einer neuen Welt und Zeit, einer neuen Welt, die ich selbst bin und bewirke, in jedem Augenblick, die ich betrachte und beschreiben kann.
Ich wende mich dabei mir selber hin und erkenne dadurch im Außen nicht mehr das Göttliche in den Formen. Es ist eher ein Switch, so, als könnte ich mehr und mehr die Welt mit göttlichen Augen sehen, und dieses freie Sehen, ist gleichsam ein Formen. Es ist, als hebten sich alle Trennungen auf in diesem zeitlosen Augenblick, um sich ganz neu zu formieren, fließend im Übergang, spielerisch und leicht, ebenso wie konzentriert und klar, so als fusionieren zwei Ströme in dem einen Fluss. Oder wie bei der Hochzeit, wo es, glaube ich, heißt: „Was Gott zusammenfügt hat, kann der Mensch nicht trennen.“ Natürlich kann er es nicht, weil er es ja selbst bewirkt, als göttlicher Mensch.
Das ist sehr neu und sehr anders, als alles, was ich bisher kannte, so anders, so gewaltig, und schön, so richtig was zum Freuen, einfach so, jeden Tag, egal, was ist. Und mag es zuweilen nicht bloß einfach sein, die Aussicht auf diese Welt ist es, weil es die Einsicht ist, mit jedem Augenblick; mag es scheinen, als käme ich der Welt abhanden. Indem ich mich meinem Neuwerk widme, ist der Einfluss gleichsam hochwirksam und da.
Und dieses Engelchen am Herzquell, es lächelt. Hierzu eine kleine Erkenntnis, die wirklich zum Freuen ist, weil sie den eigenen kosmischen Ursprung durch eine einfach Analogie bestätigt: Denn dieser Engel in der Stille macht auch den Eindruck, als lehnte es an einem Stamm, und zwar durch die Erkenntnis der Anatomie, dass das menschliche Herz nicht ganz parallel zur Körpersenkrechte gelagert ist, sondern in einem Winkel von etwa 23,5°. Denselben Neigungswinkel weist auch die Erde auf, der Achse ebenfalls nicht senkrecht auf der Erdbahn steht, sondern um 23,5°.
Wer sich über diese Erkenntnis auf ganz eigene Weise freuen kann, kann dies bestimmt fühlen, das Klopfen und Hüpfen des Herzens, leise und langsam, wie eine stille Nacht, glühend und geschwind, als trete das Engelchen munter die Kelter, besonders in diesen wandlungsreichen Zeiten.
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Wenn ich vom Herz, als Zentrum spreche, ist wesentlich, auch das Hirn gleichsam zu betrachten, denn es wirkt gemeinsam mit dem Hirn.
Das bereits beschriebene „Fließende“, wirkt hier, wie es mit den Erkenntnissen, die das Blut schenkt, bewusst wird, als mitreißende Zuversicht eines harmonischen Zusammenspiels des Empfindens und Denkens, ein Mitgefühl und Gedenken, als mit dem Göttlichen fühlen, als mit dem göttlichen Prinzip Denken. Das heißt auch ich entdecke durch meine Hingabe, eine völlig neue Sinnenwelt und ein Denkprinzip, das Es im wahrsten Wortsinn in sich hat, und in sich heißt, ja, in einem Selbst, in mir.
Hierbei ist auch eine Betrachtung der Begriffe interessant: Herz und Hirn, H und H, also zwei mal der 8. Buchstabe des Alphabets, und die Wortwurzel vom Wort Hirn beschreibt es klar, warum das sogenannte Herzdenken, ganz organisch wirkt, denn „Hirn“ stammt vom Germanischen „herznja“. Herz und Hirn sind also inniglich und aufs Herzlichste verbunden.
Auch zwei 8er so nebeneinander geschrieben, dass sich ihre unteren und oberen Kringel berühren, bestätigen diesen Eindruck.
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Betrachte ich nun meinen Körper, liegt die Mitte zwischen Herz und Hirn entsprechend dort, wo der Kehlkopf ist, genauer, der sogenannte Pomum Adami, der Adamsapfel, der bei Männern häufig ausgeprägter sichtbar ist. Der Name rührt daher, dass die in der Genesis beschriebene „verbotene Frucht“ Adam angeblich im Halse steckengeblieben ist. Ein Äpfelchen dürfte über die Jahrtausende im Halse längst verwest sein. Und das ist auch eine schöne Info, denn jetzt kann ich die Kehle selbst, als wesentlich fruchtlebendigen Ort für eine Neuschöpfung begreifen, wo Liebe und Weisheit, wo Leben und Erkenntnis sich ausdrücken, innig individuell erfahrbar, im Ausdruck, in Fleisch und Wort, wenn ich summse und singe, und auch in der Stille, wenn mein Atem dort fließt, sprich: Ich schöpfe Atem. Das heißt jetzt, ich schöpfe mit meinem Atem. Es ist nicht mehr bloß das Einatmen und Aussaugen der Atmosphäre, um lebendig zu sein.
Es ist der Atem, als die Selbst-Schöpfung dieses Engels im Zentrum meines Wesens. Hier gestalte ich meine Atmosphäre, hier erkenne ich meine Selbstschöpfung im kleinsten Teilchen, im Hauch des Atoms, in einer organischen Verbindung mit dem Göttlichen, deren Entfaltungsprozess mit dem Jahr 2000 begonnen hat und sich gemächlich, wie gewaltig entfaltet.
Geduld ist hierbei gefragt, allerdings nicht im zeitlichen Sinne, sondern als das Dulden meiner Göttlichkeit und ihrer Wirkmächte innerhalb des Körperlichen. Insofern sind körperliche Symptome vor allem Ausdruck des Kör, frz „Coeur“, des Herzens, das sich als Ebenbild des per, frz. „pere“, des „Vaters“, als Prinzip des Entstehens begreift, im eigenen lich, im eigenen „Licht“. Das bedeutet entsprechend auch das Vergehen des alten Verständnisses.
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Die Erkenntnis ist also gleichsam ein Tod. Zellen zerstören sich, zerspringen und brechen auf und bauen sich gleichsam neu auf. Das passiert auch beim Tod des Schmetterlings, wie ihn Teresa von Avila in ihrem Büchlein über die „Innere Burg“ einmal beschrieben hat. Als Raupe stirbt er aus sich hinaus und flattert sodann unruhig durch die Welt, ohne Rast und Ruhe, bis er wieder in sich hineinstirbt und etwas vollkommen neues beginnt.
Teresa von Avila, wie viele Kirchengelehrten, sprachen oft vom Bösen, vom Teufel, dem Leibhaftigen. Das hatte vielerlei Gründe. Letztlich ist die Bewusstseinsentwicklungsphase, die nun abgeschlossen ist, aber auch die Entwicklungsphase des Leibhaftigen. Insofern bin ich's selbst gewesen, als göttliches Wesen, dass sich ausschließlich an einen Leib verhaftet hat, um diese Entwicklung zu verwirklichen. Durch meine Hingabe an mich und meinen Weg, stirbt natürlicherweise der Leibhaftige in mir, weil dieses Prinzip vollendet ist.
Ob was überbleibt von ihm? Vielleicht ein paar letzte Tränen, die Tränen des Teufels, Tränen, die sehen. Mit denen die Widerspruchsnatur erkannt wird und sich dann erkenntlich zeigen kann in seinem Ende. Es ist das Blut selbst, das sich hierbei verwandelt im Kreislauf der kosmischen Natur, eine Transfusion der ganz anderen Art, denn ich selbst bin das Gefäß, in dem es sich überträgt vom einen auf das Andere, das ganz Andere.
So wie ihr analoges Symbol in der äußeren Welt der irdischen Sphäre, das Öl, sind diese Tränen, ist das Blut, der Urstoff brennbar. Es ist Symbol für die Vereinigung von Wasser und Feuer, das Feuerwasser, jene Mischung also, aus dem für die Alchimisten des Mittelalters das Chaos hervorgeht, als Grundvorraussetzung für die Entstehung von allem Neuen. So entzünden die Tränen des Teufels das ewige Licht, das im göttlichen Menschen hell und ganz erleuchtet, in mir. Das neue Licht, dass wir selbst sind, im Werden, im Sein, im Vorübergehen, im neu werden, strahlend und wertvoll.
Es ist kein Widerspruch mehr da. Gott steckt natürlicherweise in jedem Teufel, wortwörtlich, denn „Teu-“ ist im Germanischen das Göttliche, und „-fel“, das ist das Fühlen und die Fülle, das Fell und die Haut, die mir mein ganz persönliches Urbild zeigt, mir meine eigene Geschichte erzählt. Und ich kann ihr lauschen und sie betrachten und staunen.
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Die lebendige Erfahrung der Vollendung der Bewusstseinsbildungsphase des Leibhaftigen, desjenigen, der am Leib haftete, lässt mich auferstehen. Der Teufel erkennt sich selbst.
Goethe hat im Frühling 1771 als 21-Jähriger das Gedicht „Willkommen und Abschied“ geschrieben. Er schrieb es an ein Mädchen, das er sehr lieb hatte.
Es lässt sich auch lesen, vielleicht so wie all die Liebeslieder, nämlich als inniges Gedicht der Begegnung von Mensch und Gott, als schauten sie sich an, vis a vis, ein Flüstern, in dem sich ihre Stimmen verbinden, ganz verbindlich, eine Freude, die die Gedanken macht, ein Atmen, dass die Luft selbst schöpft, frisch und gütlich, so wie's in einem Auszug von Goethes kleinem Gedicht klingt:
„Ich sah dich und die milde Freude
Floß aus dem süßen Blick auf mich.
Ganz war mein Herz an deiner Seite,
Und jeder Atemzug für dich.“
Das Stückchen von Goethe ist in der Vergangenheitsform verfasst, eine Erinnerung, die in der Welt ist. Für all jene, welche sich solche Worte zu eigen machen, sprudeln sie von dort als göttliche Wahrheit hervor, als
neue Lebendigkeit und als Dank, im Denken selbst, in jedem Augenblick.
So schöpfe ich mit dem Atem, der wacht und wandelt und webt, Nacht und Tag, Ende und Anfang, Abschied und Willkommen, eine neue Welt, Finsternis und Licht, Fülle und Liebe, Frieden und Lächeln und Leben, leiblich und schlicht.
Und es brauch wenig, weil alles ist da!



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